
4 | Wehmerhorster Wiesental
Rödinghausen
Das Wehmerhorster Wiesental liegt auf der Sonnenseite des Wiehengebirges, kurz „Wiehen“ genannt. Etliche kleine Quellbäche entspringen aus dem (ehemals) dichten Wald und speisen den Hauptbach, der parallel zum Höhenzug verläuft.
Nach Wegabschnitten im Wald ergeben sich streckenweise schöne Weitblicke in die Landschaft des Ravensberger Hügellandes.
Viele Nadelbäume sind in den letzten Jahren abgestorben und ein junger Mischwald wird nachgepflanzt. Dieser entwickelt sich hoffentlich zum Wald mit Zukunft.

Stationen
Das gibt es zu sehen

Naturschutzgebiet
Das 19 Hektar große Naturschutzgebiet (NSG) umfasst neben den Laubwaldbeständen ein typisches Siek. Ein Siek ist ein Wiesental mit relativ steilen Hängen. Die Feuchtwiesen bilden zusammen mit zahlreichen Quellen, Artenschutzgewässern und Obstwiesen wertvolle Lebensräume.

Sickerquelle
Quellen sind keineswegs immer auffällig sprudelnde Gewässer. Viel häufiger sind im Kreis Herford die Sickerquellen. Sie entstehen durch Niederschläge, die zunächst im Erdreich versickern. Undurchlässigere Gesteinsschichten halten das Wasser auf und es sammelt sich. Daraufhin tritt Quellwasser „diffus“ an die Oberfläche. Durch die Hanglage entwickelt sich ein Quellbach. Aus dem Wiehengebirge tritt das Wasser über viele dieser Bäche seine Reise ins Tal an und fließt schließlich in die Else oder die Werre.

Markenteilung
Ursprünglich wurde der Wald als Mark oder Allmende gemeinschaftlich genutzt. Die Größe der Fläche, die bewirtschaftet werden durfte, richtete sich nach der Größe des jeweiligen Hofes. Die Menschen schlugen Holz und nutzten den Wald gleichzeitig als Waldweide für ihre Tiere. Durch die Markenteilung im Jahr 1770 wurde die Allmende aufgelöst und es entstanden viele kleine, schmale Parzellen.

Sturzquelle
Sturzquellen sind selten im Kreis Herford. Das Wasser tritt hier druckvoller als bei den Sickerquellen an die Oberfläche und fließt schnell ab.

Gestein
Wo heute ein „Gebirge“ ist, war früher ein Meer. Vor 170 bis 140 Millionen Jahren wurden Sedimente am Meeresboden abgelagert. Bei der Gebirgsbildung wurde das Gestein gefaltet und aufgestellt. Im Wiehen findet sich meist heller Sandstein mit zwischengelagerten Schichten aus Mergel und Ton. Über Generationen hinweg wurde der „Wiehengebirgssandstein“ abgebaut, etliche Steinbrüche liegen heute verborgen im Wald.

Sprudel und Obstwiese
Direkt am Weg liegt eine Quelle mit einem hohen Anteil an Kohlensäure. Das Wasser wurde von 1930 bis 1935 als Trinkwasser abgefüllt und als „Nonnensteiner Sprudel“ verkauft. Direkt nebenan liegt eine Obstwiese, auf der knapp 38, z. T. alte Obstbäume stehen. Insbesondere alte Obstbäume mit Asthöhlen sind wertvolle Lebensräume für zahlreiche Arten wie den Feldsperling und Siebenschläfer.

Ortsnamen
Die Wehmerhorster Straße wurde erst nach dem 2. Weltkrieg asphaltiert. Der auffällige Name „Am Kummerbrink“ lässt sich von der schwierigen Bewirtschaftung mit nur kümmerlichen Erträgen im Wiesental ableiten. „Auf dem Hafk“ - im Plattdeutschen ist mit Hafk ein Greifvogel, meist ein Habicht gemeint. Passend dazu erinnert das Wort „Horst“ in Wehmerhorster Wiesental an eine alte Bezeichnung für Gehölz oder Dickicht – aber eben auch auf das Nest eines Greifvogels. In Rödinghausen gab es einen Kirchenbesitz Wehme, dessen Flächen bis in ins Wiehen reichten.

Weideland
Das Weideland wurde seit dem Mittelalter durch Rodung des Waldes vorrangig für Rinder neu geschaffen oder ausgedehnt. Lichtungen und bachbegleitende Flächen wurde aufgeweitet und abgeflacht. Heute fällt die Bewirtschaftung mit modernen landwirtschaftlichen Methoden schwer. Deshalb wird die Pflege der feuchten und schmalen Wiesen mit finanziellen Mitteln des Naturschutzes gefördert, um eine extensive und schonende Bewirtschaftung zu ermöglichen.

Erlenbruch
Aufgrund des hohen Grundwasserspiegels bilden sich kleine Tümpel und sumpfige Wälder aus überwiegend Erlen. Diese Erlenbruchwälder sind Rückzugsgebiete für viele Tiere, in erster Linie Amphibienarten wie Kammmolch und Feuersalamander. Typisch für das Gebiet sind die vielen Larven der Feuersalamander, die das klare Wasser der Quellen bevorzugen.

Furt
In einem Bach leben viele Tiere, die im Gewässer auf und ab wandern - Fische, Krebse, Libellen- und Köcherfliegenlarven. Wege und Straßen mit Verrohrungen erschweren diese Wanderungen erheblich, die für Ausbreitung, Nahrungssuche und Fortpflanzung der Arten unentbehrlich sind. Im Naturschutzgebiet wurden einige Rohre entfernt und der Bach freigelegt. Eine stabile Steinlage dient als Furt und kann problemlos durchfahren oder durchwandert werden, wenn auch nicht immer trockenen Fußes. In Naturschutzgebieten hat die Natur Vorrang und festes Schuhwerk ist in der Landschaft nie verkehrt.
Start/Ziel
Geparkt werden kann an der Berg- und Wiehenstraße in 32289 Rödinghausen. Startpunkt ist der Bergweg am Eingang des Naturschutzgebiets.
Stationen
Flyer Download
in Kürze!

Hinweis
Nicht beschilderter Rundkurs. Bitte denken Sie daran, dass Sie sich in einem Naturschutzgebiet bewegen und bleiben Sie deshalb unbedingt auf den Wegen! Hunde bitte anleinen.
Wandertipp
Folgende Route liegt in der Nähe und könnte Ihnen auch gefallen:
Route 5 (in Bearbeitung)
Teutoburger Wald Tourismus

Karte: © Geobasis NRW - Datenlizenz Deutschland - Zero - Version 2.0
Fotos: Wanderstiefel © Adobe Stock, alle anderen ©Biologische Station Ravensberg