
18 | Füllenbruch
Hiddenhausen
Das Füllenbruch umfasst eine schmale und 3 km lange Talstrecke des Düsedieksbachs, einem Seitenarm der Werre.
Der ursprüngliche Bruchwald wurde schon vor vielen Jahrhunderten gerodet. Die schweren, feuchten Böden ließen bis ins 20. Jahrhundert nur eine extensive Grünlandnutzung zu, meist mit Weidevieh.
Seit 1996 ist das Wiesental mit 138 ha ein Naturschutzgebiet und wird von der Biologischen Station Ravensberg betreut. Trotz allgemein zunehmender Ackernutzung wird das Füllenbruch heute noch überwiegend als Grünland bewirtschaftet. Dadurch bietet es vielen Tieren und Pflanzen, die auf feuchte Standorte angewiesen sind, einen Lebensraum.

Stationen
Das gibt es zu sehen

Grünland & Acker
Durch Brennholzgewinnung und Verbiss ging der ursprüngliche Wald im Tal des Düsedieksbaches immer stärker zurück. Es entwickelte sich offenes, feuchtes Weideland. Seit den 1960 er Jahren wurden viele Wiesen entwässert und - soweit möglich - zu Acker umgewandelt. Heute werden gut 50% des Gebietes als Grünland genutzt, davon knapp die Hälfte als extensiv genutztes Grünland und 20% als Ackerland. Bestimmte Wiesen wurden früher im Winter aufgestaut und das entstandene Eis zum Kühlen von Lebensmitteln genutzt – unter anderem in der Herford Brauerei Felsenkeller.

Kiebitz
Verschwindet diese bedrohte Art?
Noch 1975 brütete der Kiebitz mit 15-18 Paaren im Füllenbruch. 1986 war die Zahl der Brutpaare auf 3 zurückgegangen und hatte sich danach längere Zeit bei 6-8 Paaren eingependelt. Trotz vieler Bemühungen zum Schutz der bodenbrütenden Vögel sind sie kreisweit vom Aussterben bedroht. Im Füllenbruch sind sie heute möglicherweise schon ausgestorben.

Industrie und Bach
An dieser Stelle mündete früher der Gleisanschluss der Margarinefabrik Meyer-Lippinghausen in die Kleinbahntrasse. Die Bahnstrecke verlief in einem Bogen westlich der heutigen Teiche und stieß auf die Kleinbahntrasse Herford-Enger. Schon um 1920 transportierte die Lebensmittelfirma jährlich ca. 12.000 t Margarine, Fette und Öle über die Kleinbahn, was einen bedeutenden Anteil am Gesamttransport ausmachte. Der Düsedieksbach entspringt westlich des Gebietes in Oetinghausen und mündet ein Stück östlich von hier in die Werre. Durch die Begradigung in den 1930 er Jahren hat der Bach sich tief in den Talboden eingeschnitten. Seit einigen Jahren wird sein Bachbett Stück für Stück aufgeweitet, um einen naturnahen Verlauf zu ermöglichen.

Kopfweide
An der Ziegelstraße wurden Kopfweiden gepflanzt, die besonders in Feuchtwiesengebieten charakteristische Landschaftselemente sind. Meist handelt es sich um Korb-, Silber- oder Bruchweiden. Sie lieferten früher kontinuierlich Brennholz und Flechtmaterial für Körbe und für die Ausfachungen der Fachwerkhäuser.
Jetzt werden die Kopfweiden alle 7-8 Jahre geschnitten. Die Äste sind ein beliebtes Bau- und Flechtmaterial für Kinder-Spielplätze. In alten Kopfweiden gibt es viele Höhlen und Risse, die zahlreichen Tieren eine Heimat bieten.

Aussicht
An dieser Stelle erkennt man deutlich die Beschaffenheit des Füllenbruchs: Durch sanft ansteigende Hügel erstreckt sich das sehr flache Tal in Nord-Süd-Richtung. Der Name geht möglicherweise darauf zurück, dass früher im nassen Bruch Fohlen (= Füllen) geweidet haben.

Kleinbahn
Um die ländlichen Gebiete besser zu erschließen, wurde ab 1900 zwischen Vlotho und Spenge-Wallenbrück die Herforder Kleinbahn gebaut. Sie übernahm den Gütertransport für Landwirtschaft und Industrie und verbesserte den Personennahverkehr. Bis 1945 wurde die Streckepro Tag von etwa 60 Personen genutzt, im Sommer kam der Ausflugsverkehr dazu. Nach dem 2. Weltkrieg stiegen die Beförderungszahlen deutlich an. Ab 1962 begann auch überregional das Sterben der Kleinbahnen, erste Strecken wurden stillgelegt. Am 24.4.1966 fuhr der letzte Personenzug durch das Füllenbruch, der Individualverkehr hatte sich durchgesetzt. Die Gleise wurden abgebaut und der alte Bahndamm wird heute als Rad- und Fußweg genutzt.

Streuobstwiese
2018 wurde ganz im Westen des Füllenbruchs eine neue Streuobstwiese angelegt. Dieser früher häufige, bäuerlich genutzte Lebensraum ist sehr selten geworden. Mit zahlreichen Neuanpflanzungen versucht die Biologische Station diesem Trend entgegenzuwirken. Es wurden 32 Bäume mit regional typischen Hochstammsorten gepflanzt.

Vertragsnaturschutz
Seit 1995 können Landwirte Verträge zur Extensivierung von Grünland mit dem Kreis Herford abschließen. Es werden Ausgleichszahlungen an den bewirtschaftenden Landwirt gewährt, wenn auf Düngung verzichtet wird und erst im Juni die erste Mahd erfolgt. Auf intensiv genutzten Wiesen wachsen oft nur wenige Grasarten, während die Extensivwiesen eine deutlich artenreichere Tier- und Pflanzenwelt aufweisen.

Gehölze
Die jahrhundertelange Nutzung als feuchte Wiesenlandschaft hielt das Füllenbruch weitgehend frei von Gehölzen. Erst vor wenigen Jahrzehnten entstanden Gehölzinseln und -reihen, u.a. weil die Bewirtschaftung abnahm. Natürlicherweise breiten sich zunächst Erlen und Weiden aus. Für die Zielsetzung im NSG - Erhalt und Förderung von naturnahen, offenen und feuchten Wiesenflächen - müssen diese Gehölze regelmäßig zurückgeschnitten werden.

Geschützte Pflanzenarten
An dieser Stelle befindet sich eine besonders artenreiche Feuchtwiese, wissenschaftlich „Sumpfdotterblumen-Wassergreiskraut-Wiese“ genannt. Diese und auch andere Arten auf der Fläche sind auf feuchte, später gemähte und wenig gedüngte Standorte angewiesen. Besonders schön ist der Anblick im Frühsommer, wenn die zart-violetten Blüten der Kuckucks-Lichtnelke hundertfach dicht an dicht stehen.

Schilf statt Flugplatz
Auf dem nassem, moorigen Boden hat sich im Osten des Gebietes ein 5 ha großes Schilfgebiet ausgebreitet – das größte seiner Art im weiten Umkreis. Im Schilf brüten heute typische Vogelarten, deren Namen auf den Lebensraum verweisen: Teichrohrsänger, Rohrammer und Rohrweihe. Genau hier befand sich der Herforder Flugplatz, 1912 gegründet von flugbegeisterten Herfordern. 1914 diente der Flugplatz als Kontrollstation des „Prinz-Heinrich-Fluges“, einem Wettflug quer durch ganz Deutschland. Die Piloten warfen im Tiefflug ihre Kontrollmarken ab und flogen dann weiter nach Bielefeld.
Start/Ziel
Öffentlicher Parkplatz
Sportplatz Sundern
Untere Wiesenstraße 57
32120 Hiddenhausen
Stationen
Flyer Download
in Kürze!

Hinweis
Nicht beschilderter Rundkurs. Bitte denken Sie daran, dass Sie sich in einem Naturschutzgebiet bewegen und bleiben Sie deshalb unbedingt auf den Wegen! Hunde bitte anleinen.
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Wandertipp
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Karte: © Geobasis NRW - Datenlizenz Deutschland - Zero - Version 2.0
Fotos: Kiebitz © Angelika Meister, Kleinbahn © Gemeinde Hiddenhausen, Sumpfdotterblume © Katja Heidbreder, Flug-Plakat © Herforder Kreisblatt, Wanderstiefel © Adobe Stock, alle anderen ©Biologische Station Ravensberg